Montag, 1. August 2011

Leaving Tehran

Nach einer harten Nacht auf dem Boden, gibt es ein karges Frühstück und wir packen zusammen.
Razur bringt uns noch zur Metro und wir verabschieden uns. Es war eine spaßige, wenn auch komische Zeit mit ihm.
"Wenn du hier zu Fuß über die Straße willst, da biste ja zweimal tot!"
Wir nehmen die U-Bahn zur Innenstadt, die überraschend modern und dank 23 Millionen Einwohnern auch gut gefüllt ist. Eine Einzelfahrt kostet 70 Cent, egal wohin.

Hoffentlich steht da nichts schlimmes auf der Wand!
Nahe der Station soll es einen Park geben, wir fragen uns durch. Kurz nach dem wir uns in das grüne Paradis inmitten des Autodschungels setzen, um einmal durchzuatmen, begrüßt uns ein Englisch sprechender Tehraner und beginnt uns vollzulabern. Er möchte uns eine Route durch Tehran erstellen, die Stadt zeigen und vieles mehr. Auch nachdem wir ihm klar gemacht haben, dass wir nur wenige Stunden Zeit haben und die Stadt lieber auf eigene Faust erkunden, redet er weiter auf uns ein.
Entnervt machen wir uns auf den Weg Richtung Basar.



Die Markthallen sind riesig, es wird nahezu alles angeboten, von persischen Teppichen über Gewürze bis hin zu Unterwäsche. Uns gefällt die Stimmung nicht, wir werden dauernd angesprochen und zum Kauf aufgefordert. Im Zentrum des Marktes genehmigen wir uns einen Mangosaft und suchen nach dem Ausgang.

Nach ein paar Minuten finden wir die nächste Metro-Station und haben die Idee, mit der Linie 2 in den Süden zu fahren, in der Nähe der Endstation verläuft die Autobahn, die uns nach BadRod, unserer nächsten Station, bringen kann.

Dort angekommen stehen wir erst einmal auf einem weitläufigen Platz und sind verwundert: Vor uns steht eine riesige Moschee, umrahmt von tausenden Parkplätzen und Grünflächen auf denen gecampt wird. Anscheinend haben wir zufällig den lokalen Pilgerort angesteuert.

Wir umrunden die Moschee, die architektonisch nicht viel her gibt und beginnen an einer Autobahn-Abfahrt Autos anzuhalten. Wenige Sekunden später und ein kleiner Peugeot hält an. Drinnen sitzen ein modern gekleideter Mann und zwei Frauen. Craig geht nach vorne, ich quetsche mich nach hinten.
Der Fahrer und seine Schwägerin können mittelmäßig gut Englisch, die junge Tochter spricht trotz einjährigem Deutschlandaufenthalt lieber Farsi. In dem folgenden Gespräch erfahren wir, dass Alireza Archäologe ist und gerne klettert sowie Fahrrad fährt. Bei einem kurzen Aufenthalt probieren wir ein iranisches Getränk mit Sesamkörnern - es ist so süß, dass Craig fast einen Zucker-flash bekommt. Wir verlassen die drei an der Ausfahrt zu Qom – die konservativste aller iranischen Städte.

Drei Lifts und ein paar Stunden später, müssen wir plötzlich umplanen: Unser CouchSurfer aus Badrood kann spontan doch nicht und wir entscheiden nach Esfahan (Isfahan) weiterzutrampen. Unter anderem fahren wir mit einem Zweite-Wltkrieg-Truck.

Mock-LKW. Baujahr 1942 (!)
Unser nächster Lift ist ein älteres Ehepaar in einem noch älteren Kleinwagen. Nach gut 50 km ertönt plötzlich ein Piepen. 2 Minuten lang ignoriert der Fahrer es, dann wird angehalten und nachgesehen: Wir haben einen Platten. Mit geübten Griffen bockt Rezar den Wagen auf und wir helfen beim Reifenwechsel.


Reifenwechsel bei 46° C
20 km vor Isfahan endet die Reise, wir suchen erstmal nach einem WC. Wenige Momente später haben wir den nächsten Fisch an der Angel: Ein junger Isfahaner kommt von der Arbeit und nimmt uns mit. Drinnen fällt sofort die blaue Beleuchtung auf. Als er dann noch iranischen Rap und "System of a Down" auflegt ist klar: Das ist der coolste Iraner, den wir je gesehen haben.



Er setzt uns auf einem Autobahnkreuz ab, wir merken zu spät, dass das keine gute Idee war. Wir gehen ein paar hundert Meter und suchen nach Einheimischen. Eine Dame kann uns helfen und spricht mit Mohsen, unserem Notfall-Couchsurfer. Leider wohnt er am anderen Ende der Stadt.
Die beiden netten Frauen setzen uns in ein Auto und wir werden durch ganz Isfahan gefahren.
An einer Bushaltestelle warten wir. Ein Kleinwagen stoppt und Mohsen und sein kleiner Bruder begrüßen uns.

Er kann perfekt Englisch, arbeitet als Hersteller für Alltags-Maschinen und wir kommen sofort auf das Thema Visa. Er wollte geschäftlich nach Deutschland, doch die Botschaft brauchte zu lange für die Formalitäten. Wir berichten über die Hindernisse bei der Beantragung des iranischen Visa. (siehe hier)
Wir halten kurz, um ein paar Sachen fürs Frühstück zu kaufen und hundert Meter weiter liegt Mohsens Haus.

Es ist doppelstöckig, sehr geräumig, wird von ihm aber als "too small" beschrieben.
Nach einer kurzen Einweisung lässt er uns allein. Begeistert erkunden wir unser Reich. Erst wird geduscht, dann gewaschen (dringend nötig!) und schließlich zu Abend gegessen.
Zufrieden sinken wir in die gemütlichen Einzelbetten.
See you tomorrow!

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